Klimapolitik auf Kurs?

Aus diesen Gründen ist die Welt bezüglich der Klimaziele auch nicht auf Kurs. Und Liechtenstein? Der liechtensteinische Landtag hat das Übereinkommen von Paris ratifiziert, in welchem das Ziel gesetzt wird, die globale Temperaturerhöhung auf 1,50 °C zu beschränken. Die Regierung hat einen Entwurf «Klimastrategie Liechtenstein 2050» zur öffentlichen Konsultation vorgelegt. Bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 50 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden, davon 40 Prozent im Inland und 10 Prozent im Ausland. Bis 2050 muss Liechtenstein seine Treibhausgasemissionen auf Netto-Null reduzieren. Heute produziert Liechtenstein jährlich 200 000 Tonnen CO2, was global absolut bedeutungslos ist. Dies zeigt der Vergleich mit einem Kohlekraftwerk mittlerer Grösse, das rund 10 Mio. Tonnen verursacht. Trotzdem wäre «nichts tun» die falsche Folgerung. Ein liberales Land muss Eigenverantwortung übernehmen, soll Vorbild und solidarisch mit der Welt sein. Um allerdings möglichst wenig Symbolpolitik zu betreiben, sollte dabei insbesondere auf die Effizienz geachtet werden.
Gerade weil der Klimaschutz ein grosses und dringliches Problem ist, sollte jeder eingesetzte Franken eine möglichst hohe Reduktion des CO2-Ausstosses bewirken. Dabei muss man sich bewusst sein, dass Klimaschutz im Inland teuer ist. Im Ausland liegen die Grenzkosten einer Reduktion um ein Vielfaches tiefer. Diese unterschiedlichen Vermeidungskosten gilt es zu nutzen. Die Beschränkung auf 10 Prozent des Reduktionszieles im Ausland macht ökonomisch keinen Sinn und schränkt die Flexibilität unnötig ein. Die Vermeidung von CO2-Emissionen im Ausland ist auch deshalb zu rechtfertigen, weil der CO2-Fussabdruck von Liechtenstein im Ausland rund doppelt so hoch ist wie im Inland. Denn die meisten Treibhausgase, die durch den Konsum in Liechtenstein verursacht werden, fallen im Ausland an, sei es z. B. durch importierte Autos, Kleider, Rohstoffe usw.
Wirksamer Klimaschutz setzt die Mittel also dort ein, wo mit ihnen am meisten CO2-Ausstoss reduziert werden kann. Aus gesinnungsethischen oder politischen Motiven kann man sich für ein «sowohl als auch», also eine Senkung der Emissionen im In- und Ausland, starkmachen. Die Beschränkung auf 10 Prozent ergibt aber so oder so keinen Sinn.
Peter Eisenhut, Ökonom und Präsident der Stiftung Zukunft.li
Mehr dazu finden Sie in der Publikation: Wirtschaftswachstum - Trilemma zwischen Wachstum, Umwelt und Lebensqualität.
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