Raumentwicklung Liechtenstein – Gestalten statt nur geschehen lassen
Unterstützt von der Universität Liechtenstein und dem Zürcher Forschungsinstitut INFRAS erstellte Zukunft.li die Studie «Raumentwicklung Liechtenstein – Gestalten statt nur geschehen lassen». Untersucht wurden drei Bereiche: Die Raumentwicklung an sich, der Verkehr sowie der Boden- und Immobilienmarkt. Zu allen Bereichen werden Empfehlungen ausgesprochen.
Gemeinsam agieren
Die Gesellschaft verändert sich. Menschen können sich über die sozialen Medien weltweit an Diskussionen beteiligen und tun dies auch. Entscheidungsträger können sich dieser Entwicklung nicht verschliessen und sollten sie ganz im Gegenteil als wesentlichen Aspekt von politischen Prozessen nutzen. Der Einbezug aller Betroffenen und Interessierten wird deshalb zunehmend wichtiger, um die Realisierungschancen von weitreichenden Projekten zu erhöhen. Dies gilt auch und besonders für die zielgerichtete Entwicklung des Lebens- und Arbeitsraums. Zukunft.li empfiehlt, einen kooperativen Raumentwicklungsprozess zu starten, der in aktivem Gestalten mündet. Der Raum verändert und entwickelt sich in jedem Fall. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren räumlichen Ressourcen berücksichtigt jedoch, dass Entscheidungen die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen wesentlich beeinflussen.
Wir sind Teil des Verkehrsproblems - aber auch der Lösung
Der Verkehrsbereich ist ein wesentlicher Teilaspekt der räumlichen Entwicklung. In Liechtenstein kommen auf 1'000 Einwohner 780 PKW. Die Besetzungsquote im Arbeitsverkehr beträgt 1.04 Personen pro PKW und liegt damit deutlich unter dem Schweizer Vergleichswert von 1.38. Die Gründe für die Zunahme des Verkehrsvolumens alleine beim Wirtschaftswachstum zu suchen, greift damit deutlich zu kurz. Hoher Wohlstand und Mobilitätsverhalten sind hausgemachte Einflussgrössen des stetig zunehmenden Verkehrsproblems. Während der Verkehr sich früher auf einige neuralgische Stellen konzentrierte, dehnt er sich mehr und mehr über das ganze Land aus. Die täglich 2‘000 Wegpendler, 10‘000 Binnenpendler und 20‘000 Zupendler überschreiten zu Spitzenzeiten die Kapazitäten der Rhein- und Grenzübergänge, Staus sind der Normalfall.
Eine Reduktion des Verkehrsvolumens bedingt eine Änderung des Mobilitätsverhaltens. Um diese zu erreichen, empfiehlt Zukunft.li ein zeitlich gestaffeltes Vorgehen: In einem ersten Schritt soll das Angebot des öffentlichen Verkehrs ausgebaut werden, um eine valable Alternative zum eigenen Auto zu werden. Dafür benötigt der ÖV eigene Trassen – die geplante S-Bahn ist ein Teil dieser Infrastruktur. Da der Umstieg trotz ausgebautem ÖV freiwillig nicht genügend erfolgen wird, soll in einem zweiten Schritt ein Mobility-Pricing-System eingeführt werden. Dies führt dazu, dass nur für die effektive Nutzung der Strasseninfrastruktur bezahlt wird. Durch höhere Preise an den Spitzenzeiten wird der Verkehr gelenkt, die Kapazität der Strassen wird besser ausgenutzt und ein teurer Ausbau der Strasseninfrastruktur – der die Problematik ohnehin nicht löst – erübrigt sich.
Bodenbanken als Instrument zur inneren Verdichtung
Liechtenstein weist Wohnzonen für 144'000 Personen aus – dies ist ein Grund für die zunehmende Zersiedelung. Wollen Grundeigentümer bauen, müssen deren Grundstücke erschlossen werden, der Druck auf die Gemeinden steigt und die Zersiedelung nimmt weiter zu. Um dieser Situation zu begegnen wird die Einführung von Bodenbanken empfohlen. Diese ermöglichen den Tausch von nicht baureifen Grundstücken gegen Wohnfläche. Durch geschickte Wahl der Grundstücke kann eine innere Verdichtung unterstützt und dem Druck auf Erschliessung neuer Gebiete begegnet werden.
Mit einer aktiven Raumentwicklung in eine nachhaltige Zukunft
Liechtenstein war noch in den 1940er-Jahren ein «Raumentwicklungs-Musterknabe». Boden war Existenzgrundlage. Liechtenstein sollte sich zum Ziel setzen, wieder ein Vorzeigeland zu werden, um den nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Lebensraum zu hinterlassen – was ohne individuelle Einschränkungen nicht möglich ist. Mit der Studie «Raumentwicklung Liechtenstein» möchte Zukunft.li die dazu notwendigen Diskussionen anstossen.