Mehr Freiraum für mehr Innovation im Bildungswesen
Die PISA-Ergebnisse der Schweiz zeigen, dass das Bildungssystem im internationalen Vergleich weniger gut abschneidet, als man es von einer so leistungsfähigen Volkswirtschaft erwarten würde. Zudem zeigen Leistungsuntersuchungen Defizite in der Chancengerechtigkeit auf. Auch der liechtensteinische Bildungsbericht weist auf diese Probleme hin. Schulen müssen ausserdem auf gesellschaftliche Entwicklungen, zunehmende Migration oder auch digitale Neuerungen wie künstliche Intelligenz reagieren können, wenn sie ihren Bildungsauftrag erfüllen wollen. Dazu müssten sich die Schulen möglichst im Gleichschritt mit der Gesellschaft an die Veränderungen anpassen können. Eine solche dynamische Schulentwicklung ist laut der Studie im bestehenden System kaum möglich.
Höhere Schulautonomie schafft bedarfsgerechteres Schulangebot
Gemäss der Studie ist das liechtensteinische Schulsystem vergleichsweise zentralistisch organisiert. Der Staat macht klare Vorgaben bezüglich Lektionenzahl, Klassengrösse, Anzahl Lehrpersonen etc. Auch bei der Verwendung der finanziellen Mittel haben die Schulen wenig Spielraum. Die Forschung zeigt jedoch, dass Schulen ihre Aufgaben besser erfüllen können, wenn sie über mehr Autonomie und Flexibilität verfügen, z. B. in den Bereichen Personalrekrutierung und -management, Finanzen oder Entwicklung eines pädagogischen Konzepts. Zukunft.li empfiehlt daher in einem ersten Reformschritt die Stärkung der Schulautonomie. Dies setzt eine Professionalisierung und Stärkung der Schulleitungen voraus. Damit verändern sich auch die Anforderungen an die Lehrpersonen und das weitere Schulpersonal. Deshalb muss die Umsetzung der Reformen durch flankierende Massnahmen wie gezielte Weiterbildung, Unterstützung bei der Schulentwicklung, aber auch klar definierte Leistungsziele begleitet werden.
Frühe Selektion verbaut Chancen
Liechtenstein ist eines der wenigen Länder weltweit, das die Kinder bereits nach der Primarschule auf verschiedene Schultypen aufteilt. Dabei zeigen Untersuchungen, dass die Zuteilung der Schülerinnen und Schüler zu den weiterführenden Schulen nur bedingt nach objektiven Kriterien erfolgt. Dies kann zu Wohlfahrtsverlusten führen, weil individuelle Leistungspotenziale nicht ausgeschöpft und soziale Ungleichheiten verstärkt werden. Zukunft.li empfiehlt deshalb, die strikte Dreigliedrigkeit auf der Sekundarstufe zu lockern. Die Schulstandorte sollen selbst entscheiden können, ob sie Ober- und Realschüler getrennt unterrichten oder gemischte Klassen mit Leistungszügen führen und damit auch das Untergymnasium abdecken.
Einführung der freien Schulwahl prüfen
Mehr Schulautonomie und Flexibilität erhöhen die Vielfalt in der Schullandschaft. Deshalb empfiehlt Zukunft.li in einem zweiten Reformschritt die Einführung der freien Schulwahl. Der dadurch entstehende qualitative Wettbewerb erhöht den Anreiz für die Schulen, ihr Angebot laufend zu verbessern. Zudem können Eltern bzw. Kinder und Jugendliche das Angebot wählen, das ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten am besten entspricht. Die Einführung der freien Schulwahl bedarf jedoch aus Sicht von Zukunft.li einer sorgfältigen Planung unter Einbezug der Bevölkerung und der betroffenen Anspruchsgruppen. Dazu gehört auch eine vertiefte Analyse der dafür notwendigen Rahmenbedingungen inklusive möglicher Kostenfolgen.