Die Zollkeule hinterlässt Beulen

Ein starker Anstieg der Exportkosten für einen der wichtigsten Auslandsmärkte hat auf alle Fälle negative Auswirkungen. Es fragt sich, wie gross diese ausfallen können. Eine Möglichkeit, die Folgen abzuschätzen, ist ein Vergleich mit einem früheren Schock. Im Jahr 2015 hob die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs des Frankens gegenüber dem Euro auf. Die Episode ging als Frankenschock in die Annalen ein. Der Aussenwert des Frankens wertete sich um rund 10 Prozent auf. Die Situation von damals unterscheidet sich zwar von derjenigen von heute. Die überfallartige Verteuerung von Exporten ist jedoch in beiden Konstellationen ähnlich.
Eine Überschlagsrechnung zeigt, dass die amerikanische Zollkeule Beulen hinterlässt. Gesamtwirtschaftlich ist es aber nicht so schlimm wie beim Frankenschock. Die Rechnung kommt so zustande: Die Grösse der Zollerschütterung ist 15 Prozent plus einer Aufwertung des Frankens gegenüber dem Dollar seit den Zolleskapaden um 10 Prozent, insgesamt also 25 Prozent, was höher ist als der 10-Prozent-Anstieg bei der Aufhebung des Mindestkurses. Das betroffene Exportvolumen ist jedoch bei den amerikanischen Zöllen geringer, weil nur die Ausfuhren in die USA betroffen sind und nicht alle Exporte. Zusammengenommen beträgt der Effekt der Zollkeule rund ein Drittel des Frankenschocks.
Laut einer Schätzung des Liechtenstein-Instituts gingen die Exporte wertmässig wegen der Aufhebung des Mindestkurses um 12 Prozent (mittlere Schätzung) zurück, entsprechend könnten nun die Liechtensteiner Güterexporte um rund 4 Prozent zurückgehen (ein Drittel des Frankenschock-Effekts). Weil die Industrie vorwiegend exportorientiert ist und rund 40 Prozent zur Wertschöpfung des Landes beiträgt, würde dies einen spürbaren Rückgang des Bruttoinlandprodukts bedeuten.
Die Rechnung ist grob und vereinfachend. Sie zeigt aber auf, wie stark Liechtensteins Wirtschaft vom Export abhängig ist. Beim Frankenschock waren die gesamten Ausfuhren betroffen und nicht nur diese in die USA, diesmal ist die gesamte Weltwirtschaft jedoch in einem schlechteren Zustand, es sind auch andere Länder von höheren Zöllen betroffen. Liechtensteins Unternehmen haben beim Frankenschock gezeigt, dass sie anpassungsfähig sind. Das müssen sie auch weiterhin sein.
Gerald Hosp
Text ist am 22.08.2025 in «Wirtschaft regional» erschienen.