Der Preis des Erfolgs
Das ist ein Segen für die Konsumenten, ein Steilpass für Ferienreisende ins Ausland und für Unternehmen, die im Ausland einkaufen. Auch der Finanzplatz profitiert. Der Franken gilt als sicherer Hafen, was ihn attraktiv für ausländische Investoren macht. Tiefe Zinsen und tiefe Inflationsraten sind weitere Erfolgsfaktoren des Frankens.
Der Erfolg hat aber auch einen Preis. So ist es unbestritten, dass eine Verteuerung des Frankens auf die Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure drückt. Der im Ausland erzielte Umsatz ist zu Hause weniger wert. Deshalb ist die Währungsentwicklung für Liechtenstein eine permanente Herausforderung, vor allem für exportorientierte KMU, welche im Frankenraum produzieren und einkaufen.
Von Kommentatoren wird oft gelobt, die Stärke des Frankens trage zur Fitness der Unternehmen bei. Er treibe die Unternehmen permanent dazu an, ihre Produktivität zu steigern, Innovationen zu fördern, zu diversifizieren, neue Märkte zu erschliessen, Lieferketten anzupassen und Verlagerungen zu prüfen. Aber nicht alle Unternehmen überstehen den Fitnessparcours unbeschadet, einige erleben die Frankenstärke viel mehr als Abmagerungskur. Die Warenexporte in Liechtenstein sind seit 2008 um 13 Prozent eingebrochen, diejenigen der Maschinen, Apparate und Elektronikbranche sogar um 46 Prozent.
Aber täuscht der Eindruck der Aufwertung des Frankens um 66 bzw. 87 Prozent nicht? Aufgrund der grossen Inflationsdifferenzen haben doch die Kosten der Unternehmen, die im Ausland für Löhne und Einkäufe anfallen, viel stärker zugenommen als im Inland. Gleicht die Frankenaufwertung nur diese Teuerungsunterschiede aus, bleibt unter dem Strich doch alles beim Alten. Entscheidend dafür, ob die Ferien im Ausland günstiger werden und ob sich die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert, ist eben die reale Entwicklung einer Währung, also die Veränderung des Wechselkurses nach Berücksichtigung der Inflationsdifferenzen.
Tatsächlich fällt die reale Aufwertung des Frankens seit der Einführung des Euros bescheidener aus: 18 Prozent gegenüber dem Euro und 14 Prozent gegenüber dem «Rest der Welt». Dadurch relativiert sich der Druck auf die Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings kann ein nomineller Aufwertungsschub kurzfristig nicht einfach so durch Preiserhöhungen kompensiert werden. Die Elastizität der Preise kann so hoch sein, dass Preissteigerungen, z.B. aufgrund der Konkurrenzsituation, sich nicht umsetzen lassen. Auch fällt die Inflation je nach Warenart unterschiedlich aus.
Der starke Franken bleibt eben Fluch und Segen, auch wenn er auf lange Sicht für die gesamte Volkswirtschaft mehr Segen als Fluch ist.
Peter Eisenhut, Präsident Stiftung Zukunft.li