Leicht verdaulich
Die britische Zeitschrift «Economist» hob im Jahr 1986 den sogenannten Big-Mac-Index aus der Taufe. Es ist eine spielerische Methode, um die Kaufkraft in unterschiedlichen Ländern zu messen. Die Idee ist, dass der Big Mac überall gleich ist. Die Preise für den Burger sollten deshalb die Preise für die lokal gekauften Zutaten, die Löhne, die Mieten und weitere Kosten spiegeln. Der Index wird in der Regel dazu verwendet, die Wechselkurse von Währungen unter die Lupe zu nehmen.
Auf lange Sicht sollte der Wechselkurs die Preise eines identischen Gutes in zwei unterschiedlichen Ländern ausgleichen. Der Verlauf des Big-Mac-Indexes kann aber auch die Teuerungsrate in einem Land abbilden. Liechtenstein weist keine eigene Inflationsrate aus. Die Schweiz misst den Landesindex für Konsumentenpreise für Liechtenstein als Teil des Frankenraums mit. Dabei sind die Länder trotz aller nachbarschaftlichen Verbundenheit unterschiedlich. Dies ruft nach einem Big-Mac-Vergleich jenseits und diesseits des Rheins. In einer wenig repräsentativen Stich- oder vielmehr Essprobe kam auf den ersten Blick wenig Dramatisches heraus: Der Big Mac kostet in Buchs satte 7 Franken 20. In Vaduz muss man jedoch 7 Franken 30 berappen. Damit ist der identische Burger in Liechtenstein um 1,4 Prozent teurer als in der Schweiz. Der einfache Hamburger weist übrigens an beiden Standorten denselben Preis auf. Ein Unterschied von 1,4 Prozent: Ist das nun viel oder wenig? Dass es überhaupt einen Unterschied gibt, erstaunt doch. Die zwei Filialen sind nicht Welten voneinander entfernt. Der Preisunterschied dürfte die unterschiedlichen Kosten abbilden. Zwar fehlen die Zahlen im Zeitablauf, die Differenz könnte aber auf ein höheres Preisniveau in Liechtenstein im Vergleich mit der Schweiz hinweisen. Der Unterschied ist dabei erheblich. Im August betrug die Teuerung im Frankenraum 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Abstand zwischen dem Schweizer und Liechtensteiner Big Mac ist je doch klein, wenn das sogenannte verfügbare Äquivalenzeinkommen verglichen wird. Verfügbar heisst, dass vom Bruttoeinkommen Steuern, Sozialversicherungsprämien oder Krankenkassenprämien abgezogen werden. Laut dem Amt für Statistik war dieses Einkommen im Jahr 2022 in Liechtenstein um 22 Prozent höher als in der Schweiz. Die Liechtensteiner haben in der Regel höhere Löhne in der Tasche, aber auch mehr «Netto vom Brutto» als die Nachbarn. Aus dieser Sicht ist der höhere Preis für den Big Mac in Vaduz verdaubar.
Gerald Hosp, Geschäftsführer der StiftungZukunft.li